Samstag, 15. September 2007

Weniger reden, mehr trainieren

Ich werde hier nicht mehr von jedem Training schreiben und mich auch aus den Parkour Foren weitgehend zurückziehen. Sehr lange habe ich immer nur Videos von anderen angeschaut und in den Foren gelesen. Ich muss mich mehr auf mein eigenes Training konzentrieren.

Neue Schuhe
Mein Schuhhändler hat die nach 5 Monaten kaputt gegangenen Asics Gel Cumulus zurückgenommen, zum Hersteller geschickt und mir damit ermöglicht für 10€ die neue Version der Gel Cumulus zu bekommen. Die alten hatten 69€ gekostet, die neuen hätten normal 79€ gekostet. Also ein wirklich fairer Zug von Asics und meinem Händler. Mit den neuen Schuhen bin ich sehr zufrieden. Sie sind sehr bequem, passen sogar noch etwas besser als die Alten und haben wieder super Grip. Einen Punkt gibt es aber trotzdem der mir nicht so gut gefällt. Das Verbindungsstück an der Sole ist bei den neuen aus Plastik und nicht wie bei meinen ersten aus Gummi. Leider hab ich dadurch auf Stangen und Geländern weniger Halt. Wie robust die Schuhe und vor allem die Sole ist werde ich erst mit der Zeit beurteilen können. Bisher ist an der Sole noch keine Beschädigung erkennbar.

Parkour anwenden
Ich trainiere jetzt seit einem halben Jahr Parkour. Und jetzt möchte ich einmal festhalten was Parkour in meinem Leben verändert hat. Auf Grund meines Trainings konnte ich in verschiedensten Bereichen meines Alltags Veränderungen feststellen.
Konzentration - Durch Parkour habe ich gelernt mich auf das zu konzentrieren was ich gerade mache. Ich hatte früher, vor allem in der Schule bei Prüfungen, immer Schwierigkeiten mich ausreichend zu konzentrieren. In den letzten 6 Monaten habe ich im Training gelernt, dass ich mich auf die Bewegung die ich gerade ausführe konzentrieren muss, um Verletzungen zu vermeiden und um mein Ziel wie gewünscht zu erreichen. Dies hat mir geholfen mich auch in Prüfungen, beim Arbeiten an bestimmten Dingen und beim Bergsteigen besser zu konzentrieren.
Gleichgewicht - Balance ist ein wichtiger Bestandteil beim Parkour und ein großer Teil in meinem Training. Das dabei entwickelte Gleichgewichtsgefühl hat mir in erster Linie beim Bergsteigen Fortschritte gebracht. Ich gehe regelmäßig (1 bis 2 mal im Jahr) Hochtouren. Vor allem bei ausgesetzten Wegen und auf schmalen Graten konnte ich durch das verbesserte Gleichgewichtsgefühl mehr Sicherheit gewinnen.
(Sprung-) Kraft - Durch Parkour trainiere ich meine Muskeln. Das kann man überall brauchen ;-)
Selbstbewusstsein - Ich war bevor ich mit Parkour angefangen habe sehr schüchtern. Immer wenn ich im Training ein Erfolgserlebnis habe steigert das mein Selbstbewusstsein.
Selbsteinschätzung - Die Einschätzung des eigenen Körpers und der eigenen Fähigkeiten ist nicht nur im Parkour wichtig. Im Alltag stoße ich immer öfter an Situationen bei denen es wichtig ist, meinen Körper und Geist richtig einzuschätzen. Dabei ist mir Parkour eine große Hilfe.

Parkour und Freiheit 
Der Blog-Post vom Malte Hoevel vom 17.08.2007 über die Themen Parkour, Freiheit und Bewegung hat mich doch sehr zum Nachdenken angeregt. Dies ist jetzt keine direkte Antwort auf Maltes Post. Ich habe den Post nur als Anstoß genommen um meine Vorstellungen zu überdenken und mein kurzer Text beschreibt nur meine Gedanken zum Thema Parkour und Freiheit. 
Früher habe ich immer gedacht durch Parkour hätte man die Möglichkeit ein freierer Mensch zu werden. Das Parkour ein Stück Freiheit bedeutet war für mich eigentlich immer klar. Doch trotzdem hat mich der Post von Malte doch sehr zum Nachdenken bewegt. 
Ja, wie sieht das denn eigentlich aus? Ist es wirklich Freiheit wenn wir die Techniken immer und immer wieder trainieren, mit geplantem Anlauf in gesicherter Umgebung? Sind wir nicht trotzdem eingeschränkt und nehmen einfach ein paar Bewegungen in unsere alltäglich genutzten "Bewegungspool" auf? 
Nach langem Überlegen und Grübeln über diese Punkte bin ich zu dem Schluss gekommen, dass diese Fragen nicht klar zu beantworten sind. Es ist letztendlich doch alles eine Sache der Definition. Was ist überhaupt Parkour? Hier lautet die allgemein angesehene Definition: Parkour ist die Kunst der effizienten Fortbewegung (ohne Hilfsmittel). Aber verbinden wir nicht alle etwas anderes mit Parkour? Haben wir nicht alle aus verschiedenen Motiven damit angefangen? Ich glaube also, dass jeder im Rahmen der allgemeinen Definition von Parkour, für sich eine speziellere Definition hat. Sei es der Fluchtgedanke, das Streben nach körperlicher Fitness und Perfektion oder ganz einfach der Spaß an der Bewegung.
Wie sieht es mit der Freiheit aus? Meiner Meinung gibt es in unserer Gesellschaft die absolute Freiheit nicht! Wir werden durch so viel eingeschränkt. Gesetze, die Werte und Moralvorstellungen der modernen Gesellschaft, Grenzen, usw. Für mich ist Freiheit sich von nichts in seiner Persönlichkeitsentfaltung beeinflussen zu lassen, sich für nichts was man macht zu schämen oder, um Parkour ins Spiel zu bringen, sich durch von Menschen geschaffenen Begrenzungen den Weg vorschreiben zu lassen.
Aber kann uns Parkour helfen zumindest ein Stück unserer Freiheit wieder zu bekommen? Ich glaube ja! Klar, das Training an sich ist nicht die Freiheit die wir uns vorstellen. Jedoch erlernen und perfektionieren wir die Fähigkeiten die uns auf dem Weg zur persönlichen Freiheit helfen im Training. Wenn wir diese Fähigkeiten dann auf unser Alltagsleben übertragen und wirklich konsequent anwenden können wir den ersten Schritt in die richtige Richtung machen.
Das Training ist also nicht unbedingt Freiheit. Das Stück der Freiheit das wir uns durch Parkour zurückholen können, erreichen wir nur dann, wenn wir das Gelernte auch auf den Alltag anwenden. Egal ob morgens auf dem Weg zum Bäcker, beim Bergsteigen oder wenn wir anderen aus gefährlichen Situationen helfen wollen.
Um die oben genannten Fragen zu beantworten muss man meiner Meinung nach also vor allem zwischen Training und der praktischen Anwendung unterscheiden. Erst wenn wir unsere körperlichen und geistigen Fähigkeiten auch im normalen Leben anwenden machen wir einen Schritt in Richtung unserer persönlichen Freiheit! Ich finde, dazu passt der Spruch "Zahme Vögel singen von Freiheit. Wilde Vögel fliegen!" ganz gut.